Pädagogisches Konzept

kitab-logo ausschnittPädagogisches Konzept: Lernen in fünf Handlungsfeldern

Das Projekt will anhand exemplarischer Erfahrungen in Kitas Wege aufzeigen, wie medienpädagogische Basiskompetenzen in Kitas verankert werden können. Hier bietet sich das Tablet als Medium an, da es zunehmend Einzug auch in Familien mit jüngeren Kindern hält und weil es als Multifunktionsgerät mit leicht verfügbaren Anwendungen eine Vielzahl an kreativen Werkzeugen in sich vereint.

Das Projekt will pädagogische Handlungskonzepte ausloten, technische Wege der Umsetzbarkeit prüfen und einen Beitrag zur Implementierung von frühkindlicher Medienbildung in Kindertagesstätten leisten. Es setzt auf die Stärkung der medienpädagogischen Kompetenz der dortigen Fachkräfte, bezieht aber auch Eltern und das Umfeld im Sozialraum mit ein (Bildungspartnerschaften mit Medieneinsatz unterstützen). Dabei werden die beteiligten Kitas zu lernenden Organisationen, die sich sowohl mit Software, Apps, W-Lan und Onlinemedienwelten auseinandersetzen können, aber auch ein Bildungsverständnis entwickeln, das digitale Medien als einen Teil von Kinderwelt und als einen Teil von Kompetenzerwerbsprozessen begreift. Auch das fachliche Umfeld, der Träger und die Fachberatungen für frühkindliche Bildung profitieren von den Erfahrungen des Projekts, die sie auf andere Einrichtungen übertragen können. Zentrales Anliegen des Projekts ist jedoch die Entwicklungsförderung von Vorschulkindern und das Ausloten der Potenziale, die in Medienpädagogik und Sprachförderung mit medialer Unterstützung enthalten sind.

Deshalb besteht das Projekt aus fünf Bausteinen.

  1. Das Lernen der Erzieher/innen und pädagogischen Fachkräfte

Die Fachkräfte lernen, warum aktive Medienerziehung eine Querschnittsaufgabe ist, die für alle Bereiche der frühkindlichen Bildung bedeutsam ist. Sie lernen Arbeitstechniken für die Nutzung von Tablets als Repräsentant „der digitalen Medien“ im pädagogischen Alltag kennen, bekommen einen Überblick über kindgerechte Apps und lernen ihre Bildungspotenziale einzuschätzen. Sie erwerben Gestaltungskompetenzen, um die einzelnen Anwendungsbereiche von Tablets sinnvoll in ihre pädagogische Alltagsarbeit zu integrieren. Sie entwickeln Konzepte zur Medienerziehung und zur Verankerung medial-kreativer Anwendungen in der Zusammenarbeit mit Eltern und im Sozialraum, z. B. einer benachbarten Grundschule o.ä. Sie werden sensibilisiert für die Thematik Medienerziehung und die Bedeutung aktiven reflektierten erzieherischen Handelns. Sie erarbeiten sich eine eigene Haltung zur Thematik, die sie im Diskurs mit Anderen fachlich fundiert vertreten und kontrovers diskutieren können.

Die Maßnahmen zur Qualifikation:

  • Einführungsveranstaltungen für jedes Kita-Team, in dem das Projektkonzept erläutert wird.
  • Halbtägige medienpädagogische Grundlagenfortbildung pro Kita
  • Vier eintägige medienpädagogische Fortbildungen für Erzieher/innen, die mit Tablets arbeiten.
  • Technische Einweisungen in die Handhabung der Tablets (es sind Windows 10-Tablets und iPads im Einsatz)
  • zwei längere Praxisphasen (Erzieher/innen mit Kindern) mit medienpädagogischen Transferaufgaben in den Kita-Alltag
  • jeweils ein Coaching in der eigenen Praxis für Erzieher/innen
  • Fachtagungen, in denen Projektergebnisse vorgestellt werden, mit dem Ziel, Anderen Wege zur Nachahmung aufzuzeigen.

 

  1. Das Lernen der Kinder

„Kinderwelten sind auch Medienwelten“ lautete bereits im Jahr 2000 ein medienpädagogisches Projekt der Landeszentrale für Medien und Kommunikation Rheinland-Pfalz (LMK), der Gesellschafterin von medien+bildung.com. Kinder kennen Medien vor allem als Rezeptionsmittel und hören, sehen, spielen Angebote von professionellen Medienproduzenten. Die eigenständige kreative Medienproduktion der Kinder kommt selten vor und wird nicht systematisch gefördert. „Es ist Aufgabe der Kita, Kindern zu ermöglichen, die Medien als Werkzeuge zu entdecken, mithilfe derer sie sich mit ihren Themen auseinandersetzen können. Die selbst gestalteten Medienprodukte sind zudem geeignet, sich auch bei Erwachsenen Gehör für kindliche Belange zu verschaffen.“[1]

Lernchancen für Kinder im Umgang mit kreativer Medienarbeit bestehen in diesen Feldern: Medien durchschauen / sich mit Medien ausdrücken / Identitätsarbeit mithilfe der Medien / Handlungsleitende Themen mithilfe der Medien bearbeiten / den eigenen Medienumgang reflektieren und Emotionen verstehen lernen / Verarbeitung von (Medien-)Erlebnissen / Medien als Speicher und Informationsquelle / Sprachkompetenz erhöhen.

Die Maßnahmen zur Sichtbarmachung des Lernens der Kinder

  • Die Medienproduktionen der Kinder
  • Das Verhalten der Kinder
  • Verschriftlichungen der eigenen Praxis und der Beobachtungen durch Erzieher/innen
  • Erzieher/innen erstellen Bildungsdokumentation und Portfolioarbeit mit digitalen Medien / mit dem Tablet
  • Evaluation durch Universität Mainz
  • Feedback der Eltern
  • Fachtagung/en

 

  1. Das Lernen der Eltern

Begleitet wird das Projekt von Elternarbeit mit dem Ziel, das Anliegen des Projekts zu erläutern. Eltern lernen, welche Rolle Medien in der kindlichen Entwicklung spielen, Medienerziehung sinnvoll und zielführend gestaltet werden kann und wie sich Medien zur Unterstützung der frühkindlichen Bildung einsetzen lassen. Darüber hinaus wird die Vorbildfunktion der Eltern in der Mediennutzung thematisiert.

Die Maßnahmen zur Einbeziehung der Eltern:

  • Informationsveranstaltungen, Elternabende
  • Elternbriefe
  • Tag der Offenen Tür in der Kita, mit Präsentation der Medienproduktionen der Kinder
  • Tablets als Kommunikationsbrücke zwischen Kita und Elternhaus
  • Erweiterung der Zusammenarbeit mit Eltern in Medienerziehung, Sprachförderung u. a.
  • Fachtagungen zur Ergebnispräsentation
  • Webseite
  • Konzeption eines Medien-Angebots für Eltern, das nach der Fortbildung in der eigenen Einrichtung umgesetzt wird

 

  1. Das Lernen der Organisation im Sozialraum

Das Projekt beginnt mit einem Dialog und der Überzeugung der Kita-Leitung und des gesamten Kita-Teams, dass praktische Medienarbeit auch in der frühkindlichen Bildung sinnvoll ist und Entwicklungschancen für die Kinder enthält. Das pädagogische Team entwickelt ein Kommunikationskonzept für die Einrichtung und ihre Akteure im Umfeld (Träger, Eltern, Finanziers für mögliche Technikausstattung), um alle über Verlauf und Ziele des Projekts zu informieren und „mitzunehmen“. Die Einrichtungen lernen, welche Hard- und Software für ihre Belange angemessen ist, wie technische Probleme mit eigener oder externer Kompetenz gelöst werden können. Die Kita nutzt systematisch Medien zur Dokumentation ihrer Arbeit und der individuellen Bildungsprozesse der Kinder. Die Organisation entwickelt mediengestützte Handlungskonzepte, die die Bildungspartnerschaften im Sozialraum stärken, etwa durch Kooperationen mit Grundschulen, Bibliotheken, interessanten Ausflugsorten für Kinder.

 

Die Maßnahmen, die die Organisation ergreifen kann:

  • Einführungsgespräche der Projektleitung mit dem Kita-Team
  • Praxis-Coaching durch medienpädagogische Beratung
  • Ausstattungskonzept und externe Fachberatung für Technik
  • Technische Einweisungen
  • Praxisphasen
  • Austausch im Projekt mit anderen Projekt-Kitas
  • Präsentationen der erarbeiteten Ergebnisse und Produkte aus den Einrichtungen der Öffentlichkeit / im Quartier vorstellen

 

  1. Das Lernen des Bildungsbereichs Kita

Grundlage für die pädagogische Arbeit in der Kita sind die Bildungs- und Erziehungsempfehlungen für Kindertagesstätten des Landes Rheinland-Pfalz (2008). Sie benennen Medien nicht nur als Bildungsbereich, sondern als eigenständigen Bestandteil frühkindlicher Bildung. Unterstützt wird die Umsetzung der Bildungs- und Erziehungsempfehlungen durch die Einrichtung sogenannter Konsultationskindertagesstätten, so auch für das Thema Sprachförderung. Für das Thema Medienbildung sind keine Konsultations-Kitas vorgesehen. Deshalb war es für die Auswahl von Projekt-Kitas von Bedeutung eine Schwerpunkt-Kita aus dem Bereich Sprachförderung mit dabei zu haben (Städtische Kita am Goetheplatz, Mainz). Die Erfahrungen des Projekts werden interessante Impulse für die mediengestützte kreative Sprachförderung für Kinder mit deutscher und anderer/n Muttersprache/nin den Bildungsbereich Kita zurückspielen.

Während der Kommunikation im Vorfeld der eigentlichen Projektdurchführung wurden zahlreiche Gespräche mit den beteiligten Kommunen (Oberbürgermeister, Jugendabteilungen bzw. -ämter, IT-Abteilungen), mit dem Bischöflichen Ordinariat in Mainz (Träger der St. Emmeran Kita), mit der Fachabteilung des Kinder- und Jugendministeriums, mit Kita-Leitungen und Fachberatungen geführt. In diesem Kommunikationsprozess konnten die Ziele der frühkindlichen Medienbildung in Kitas präzisiert und weiter verbreitet werden.

Zielgruppengruppen im Bildungsbereich Kita, die das Projekt anvisiert:

  • Konsultations-Kitas Sprachförderung
  • Die beteiligten Kommunen
  • Jugendämter bzw. –dezernate
  • Fachberatungen
  • Träger
  • Erzieher/innen in und außerhalb des Projekts
  • Hochschulen
  • Technikausstatter

 

Oktober 2015   |   medien+bildung.com

[1] Prof. Friederike Tilemann, Vortrag 20.06.2011, Abschlusstagung der 1. Projektphase des „Medienpädagogischen Erzieher/innen-Clubs RLP“ (mec): „Von Anfang an: Medienerziehung in der frühkindlichen Bildung“, FH Koblenz